Meine erste Hüttentour – einmal rund ums Gschnitztal

In der Ferienregion Wipptal gibt es zwei Hüttentouren, die Peter Habeler Runde rund um den Olperer und die Gschnitztaler Hüttentour rund um das Gschnitztal. Da ich das Gschnitztal mit seinen Bergen noch nicht gut kannte, entschied ich mich im Juli gemeinsam mit meiner Freundin in 5 Tagen das Gschnitztal zu erwandern. Eine echte Herausforderung mit ca. 5.200 Höhenmetern Aufstieg, 6.293 Höhenmetern Abstieg und 53,2 km Wegstrecke!

Bei der Gschnitztaler Hüttentour liegen 5 Hütten am Weg: die Österr. Tribulaunhütte (auch Tribulaunhaus), die Bremer Hütte, die Innsbrucker Hütte, das Padasterjochhaus und die Blaser Hütte. Start und Ziel dieser Hüttentour ist der Ort Steinach am Beginn des Gschnitztales. Mit der Gondel der Bergeralmbahn kann man nämlich in der Hauptsaison an 4 Tagen in der Woche (Di, Do, Sa, So & Feiertag) bis zum Nösslachjoch aufsteigen. Da ich aber in Obernberg wohne, sind wir direkt von mir zu Hause aus gestartet. Die Hütten hatte ich bereits alle im Vorhinein gebucht, da ich lieber im Zimmer als im Lager schlafen wollte.

Rucksack packen war auf jeden Fall die erste große Herausforderung dieser Tour. Was braucht man denn da alles? Man muss ja für jedes Wetter gerüstet sein, vor allem, wenn der Wetterbericht ständig seine Meinung ändert….Mit einem Rucksack, der ein Volumen von 30 Liter hat, sollte man bei dieser Hüttentour auskommen. Das Gewicht sollte zwischen 6 kg und max. 10 kg liegen, je nach Statur und Kondition. Zuerst war ich skeptisch gegenüber Kleidung aus Merino-Wolle, aber diese erwies jedenfalls einen sehr guten Dienst. Da lässt sich ein T-Shirt problemlos 3 bis 4 Tage tragen ohne unangenehme Gerüche zu verströmen. Ein guter Tipp noch: Nie eine mehrtägige Hüttentour mit neuen Schuhen oder einem neuen Rucksack machen! Das kann sehr schmerzhaft werden.

Das war meine Packliste:

  • Rucksack mit Regenschutz (26 Liter)
  • Regenjacke & Regenhose
  • 2 Berghosen (Zip-off)
  • 2 Merino T-Shirts
  • 1 Langarmshirt & 1 lange Skiunterhose als Pyjama
  • 1 bequeme Jogginghose für die Hütte
  • 1 Fleecejacke
  • 3 Unterhosen
  • 3 Paar Socken
  • Thermorock als Sitzunterlage
  • 1 Waschlappen
  • 1 kleines Handtuch
  • 1 Hüttenschlafsack
  • Hausschuhe
  • Wanderstöcke
  • Wanderschuhe
  • Sonnenhut, Sonnenbrille & Sonnencreme
  • Warme Mütze/Handschuhe
  • Wanderkarte/Flyer
  • Mobiltelefon und Ladekabel
  • E-Book
  • Taschenlampe/Stirnlampe
  • Wasserflasche
  • Müsliriegel
  • Bargeld / Alpenvereins-Ausweis
  • Fotoapparat
  • Plastiksackerl für gebrauchte Wäsche
  • Toilettentasche
  • Zahnbürste mit Zahncreme
  • Etwas Duschgel
  • Apotheke mit Schmerztabletten, Blasenpflaster, Aspirin-C
  • Taschentücher/Feuchttücher
  • Oropax!!

Das hatte tatsächlich alles Platz in meinem Rucksack, konnte es selbst kaum glauben! 😉

Unsere Route der Gschnitztaler Hüttentour

Tag 1: Obernberg Ortsmitte – Lichtsee – Wildgrube – Gstreinjöchl – Österr. Tribulaunhütte (auch Tribulaunhaus)

Der Aufstieg zum Lichtsee ist ziemlich steil und wir kamen schnell ins Schwitzen. Vom Lichtsee ging es dann etwas leichter über die Wildgrube und dann den letzten Aufstieg zum Gstreinjöchl auf 2.540 m bevor der Abstieg zur Tribulaunhütte folgte. Der erste Tag war wirklich anstrengend, da der Rucksack so ungewohnt schwer war. Schultern und Füße waren dementsprechend müde am Abend. Aber auf der Tribulaunhütte gibt es den Luxus einer kostenlosen warmen Dusche, die Wunder wirkt. Nach einem guten Abendessen, einem Verdauungsspaziergang und ein paar Seiten Lektüre waren wir dann bereit fürs Bett – ich meine Bettenlager. Dank der Oropax waren die Schnarchgeräusche ausgeblendet und der Schlaf recht erholsam. Grundsätzlich ist auf den Hütten spätestens um 22:00 Uhr Nachtruhe. Das Frühstück war besonders ausgiebig – sogar mit Rührei – und ein guter Start in den zweiten Tag.

Weglänge: 8 km
Höhenmeter Tag 1: ca. 1.200 m Aufstieg, ca. 800 m Abstieg

Blick auf den Lichtsee und Obernberger Mähder
Blick auf den Lichtsee und Obernberger Mähder
Kurz vor dem Gstreinjöchl - der Übergang ins Gschnitztal
Kurz vor dem Gstreinjöchl – der Übergang ins Gschnitztal
Kurze Sonnenpause zwischendurch ist auch nötig
Kurze Sonnenpause zwischendurch ist auch nötig
Die Österreichisch Tribulaunhütte am Fuße des Gschnitzer Tribulaun
Die Österreichisch Tribulaunhütte am Fuße des Gschnitzer Tribulaun

Tag 2: Tribulaunhütte – Sandesjöchl – Kuhberg – Bremer Hütte

Diese Etappe ist landschaftlich sehr schön und rund um das Sandesjöchl sieht man fast zu 100% Steinböcke aus nächster Nähe. Nach dem sumpfigen Gebiet mit ein paar Teichen beim Kuhberg und einer kurzen Seilpassage mit Leiter ging es nochmal 500 m aufwärts zur Bremer Hütte. Die Hochtäler im ehemaligen Gletschergebiet des Gschnitztales mit kleinen Flussläufen, Seen und saftigen Wiesen sind wie ein kurzer Blick ins Paradies. Auf der Bremer Hütte war viel los – die Hütte war voll – für die Warmwasserdusche kamen wir leider zu spät. Aber nach einem Waschgang mit dem eisig kalten Wasser fühlt man sich genauso erfrischt. Nach einer Nacht im 4-Bett-Zimmer mit zwei netten Herren aus Schottland und einem Vitalfrühstück ging es weiter zur Innsbrucker Hütte.

Weglänge: 9,3 km
Höhenmeter Tag 2: ca. 1.352 m Aufstieg, ca. 1.013 m Abstieg

Steinböcke hautnah kurz vor dem Sandesjöchl
Steinböcke hautnah kurz vor dem Sandesjöchl
Die Leiter mit Seilpassage vor dem letzten Anstieg zur Bremer Hütte
Die Leiter mit Seilpassage vor dem letzten Anstieg zur Bremer Hütte
Das Gschnitztal
Das Gschnitztal aus dem hintersten Winkel
Idyllische Landschaft beim Aufstieg zur Bremer Hütte
Idyllische Landschaft beim Aufstieg zur Bremer Hütte
Die Bremer Hütte auf 2.413 m
Die Bremer Hütte auf 2.413 m

Tag 3: Bremer Hütte – Hohe Burg – Beilgrube – Innsbrucker Hütte

Wir nahmen die abenteuerliche Route über den Lauterer See, wo es ein kurzes Stück Klettersteig B zu absolvieren gilt. Dieser Tag führte uns von einem Talkessel zum nächsten entlang steiler Grashänge mit einigen Seilsicherungen und einer Leiter. Auch Gämsen, Steinböcke und Murmeltiere gab es zu sehen. Kurz vor der Hütte wurde es dann dunkel über unseren Köpfen und es fing leicht an zu regnen. Aber kein Problem: Wir hatten ja einen Regenschutz dabei! Und nach kurzer Zeit erreichten wir die Hütte, die unterhalb eines Bergsees vor den imposanten Felsspitzen der Kalkwand und Ilmspitze liegt. Der markante Habicht war leider in Nebel gehüllt. Auf der Innsbrucker Hütte teilten wir ein Zimmer mit drei jungen Männern, die uns ein paar gute Tipps für den kommenden Tag gaben. Wir machten erstmals die Erfahrung, wie man eine Münzdusche bedient und in einer halben Minute duscht.

Weglänge: 9 km
Höhenmeter Tag 3: ca. 700 m Aufstieg, ca. 800 m Abstieg

Nach einem kurzen Abschnitt mit Klettersteig geht es zum Lauterer See
Nach einem kurzen Abschnitt mit Klettersteig geht es zum Lauterer See
Passage zum Klettern auf dem Weg zum Lauterer See oberhalb der Bremer Hütte
Passage zum Klettern auf dem Weg zum Lauterer See oberhalb der Bremer Hütte
Schöne Talkessel am Weg zur Innsbrucker Hütte
Die Innsbrucker Hütte im Morgenlicht
Die Innsbrucker Hütte im Morgenlicht

Tag 4: Innsbrucker Hütte – Pinnistal – Silbersattel – Padasterjochhaus

An diesem Tag erwartete uns die anspruchsvollste Etappe der ganzen Hüttentour. Zuerst stiegen wir von der Innsbrucker Hütte ca. 600 m ins Pinnistal (Stubaital) ab, um unweit der Pinnisalm ca. 1.200 Höhenmeter auf den Silbersattel aufzusteigen. Der Weg führte in Serpentinen steil bergauf, war sehr ausgesetzt und stellenweise seilgesichert. Jedenfalls nichts für ungeübte Bergsteiger mit einem schweren Rucksack! Nach 3 Stunden Aufstieg hatten wir es zum Silbersattel geschafft und nach weiteren 10 Minuten waren wir am Gipfel der Kirchdachspitze. Geschafft! Von dort stiegen wir dann auf das Padasterjochhaus ab, das in einem schönen Kessel liegt. Das Padasterjochhaus ist das erste Naturfreundehaus der Welt und noch im Originalzustand erhalten. Unser Zimmer hatten wir dieses Mal für uns! Wunderschön getäfelt und mit Holzbetten ausgestattet, ein purer Luxus. Am Abend nach dem Essen machten wir mit einer Gruppe junger Männer Bekanntschaft, die schon den ganzen Nachmittag am Feiern waren. Da dauerte es nicht lang und einer spielte mit der Gitarre und sang dazu. Schlussendlich sangen wir im Chor bis Hüttenwirt Paul uns ins Bett schickte. Ein echter Hüttenabend, wie er im Buche steht! Übrigens gibt es dort auch ein Sündenbuch – was drin steht, muss jeder selbst herausfinden! Die Nacht war herrlich ruhig, auch ohne Oropax und das Frühstück am nächsten Morgen sehr umfangreich und gut.

Weglänge: 9 km
Höhenmeter Tag 4: ca. 1.250 m Aufstieg, ca. 1.360 m Abstieg

Kletterpassagen beim Aufstieg auf den Silbersattel - nur für Geübte!
Kletterpassagen beim Aufstieg auf den Silbersattel – nur für Geübte!
Der Heilige Bernhard soll Bergsteiger vor dem Absturz beschützen
Der Heilige Bernhard soll Bergsteiger vor dem Absturz beschützen – kurz vor dem Silbersattel
Am Gipfel der Kirchdachspitze - ein kleines Extra das sein muss
Am Gipfel der Kirchdachspitze – ein kleines Extra das sein muss
Das wunderschön gelegene Padasterjochhaus

Tag 5: Padasterjochhaus – Kesselspitze – Peilspitze – Blaser Hütte – Steinach

Die für uns letzte Etappe führte uns noch über zwei Gipfel (Kesselspitze, Peilspitze) zur Blaser Hütte und von dort zurück nach Steinach. Die Wege sind in diesem Bereich sehr ausgesetzt, es gibt Grate zu meistern und ein paar Seilpassagen. Man kann auch auf der Blaser Hütte übernachten (nur Do bis So) und die Tour gemütlich ausklingen lassen. Wir hingegen feierten dann bei einem Kaiserschmarrn mit Cola-Weizen am frühen Nachmittag unsere erfolgreiche Hüttentour und stiegen schließlich nach Steinach ab. Nicht ein Pflaster, keine Tabletten und keinen Verband haben wir gebraucht. Wir waren doch etwas stolz am Ende, dass wir es geschafft haben.

Weglänge: 13,6 km
Höhenmeter Tag 5: ca. 900 m Aufstieg, ca. 2.000 m Abstieg

Übergang zur Kesselspitze über den Grat
Übergang zur Kesselspitze über den Grat
Blick von der Peilspitze zur Serles
Blick von der Peilspitze zur Serles
Die Blaser Hütte schon in Sichtweite - Abstieg Peilspitze
Die Blaser Hütte schon in Sichtweite – Abstieg Peilspitze
Abstieg von der Blaser Hütte mit Blick nach Steinach mit Olperer im Hintergrund
Abstieg von der Blaser Hütte mit Blick nach Steinach mit Olperer im Hintergrund

Mein Fazit

Eine herrliche Weitwanderung, jedoch mit Anstrengung und ein paar schwierigen Wegpassagen verbunden (Schwierigkeitsgrad: schwer). Landschaftlich aber sehr schön und für geübte Bergwanderer, die trittsicher und schwindelfrei sind, kein Problem. Der große Vorteil bei der Gschnitztaler Hüttentour ist, dass man bei jeder Hütte ins Tal absteigen kann, wenn die körperliche Verfassung oder das Wetter nicht mehr passen. Auf jeden Fall ein Abenteuer wert! Berg Heil 🙂
Noch mehr Infos gibt’s hier: www.wipptal.at/ght

Berg Heil von der Kesselspitze
Berg Heil von der Kesselspitze
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