Die “Schule der Alm” für aktive Gäste
Die Idee, Freiwillige zur Pflege der Almen und Bergmähder zu gewinnen, erweist sich als Volltreffer. Im dritten Jahr ihres Bestehens ist die „Schule der Alm im Valsertal“ gefragter denn je. Heuer erlernen insgesamt 40 Gäste in 4 Kursen die grundlegenden Handgriffe der Almarbeit. Das reicht vom Sensenmähen über die Errichtung von Schrägezäunen und Trockenstein-Pyramiden bis hin zur Heuernte, Waal- und Wegpflege. Auch die Kenntnis alpiner Kräuter kommt nicht zu kurz.
Schon im Jänner quasi ausgebucht
Als Obmann der Schule der Alm war ich heuer das erste mal so richtig baff. Als mir nämlich Helga Beermeister vom Tourismusverband Mitte Jänner sagte, dass die Grundkurse nahezu ausgebucht seien. Denn der Tourismusverband Wipptal hat dankenswerterweise die organisatorische Abwicklung der Anmeldungen übernommen. Sicher, wir wissen seit dem Beginn der Grundkurse, dass wir mit unserem Angebot voll im Trend liegen. Es geht bei Urlauben in den Alpen nicht mehr allein um ‚Wellness‘, ‚Mountainbiken‘, Klettern oder Wandern. Viele Einheimische und Touristen wollen einfach mehr als nur die Landschaft genießen, sich auf sündteuren Aussichtsplattformen tummeln oder durch überhängende Felswände kraxeln. Sie wollen mithelfen, anpacken und – wenn’s geht – mitgestalten.
Wir gründeten die Schule der Alm vor drei Jahren auch deshalb, um die Gäste des Valsertales zu animieren, etwas genauer hinzuschauen. Wir wollten sie nicht nur mit den Problemen der Berglandwirtschaft in Zeiten sinkender Produzentenpreise vertraut machen. Es ist eine unserer wichtigsten Aufgaben, den Arbeitsaufwand sichtbar zu machen, der erforderlich ist, die wunderschöne Landschaft für uns alle zu erhalten.
Das Valsertal selbst ist ein ausgezeichnetes „Klassenzimmer“: Almen und Bergmähder sind noch teilweise intakt. Aber immer mehr Bergmähder verbuschen, die Vielzahl der Pflanzenfamilien, Blumen und Orchideen droht vollends zu verschwinden. Hier setzen wir von der Schule der Alm an. Denn die moderne Berglandwirtschaft kann es sich ganz einfach nicht mehr leisten, arbeitsintensive Flächen in steilen Hanglagen zu bewirtschaften. Wir wollen genau deshalb Gäste animieren, mitzuhelfen und sie für kommende Jahre als freiwillige Helfer zu gewinnen.
Gast-Arbeiter auf den Bergmähdern
Der Sommertourismus lebt auch in Tirol von den gepflegten Landschaften, den blumenübersähten Bergwiesen und den romantischen Almen. Allein die Vorstellung, dass diese uralten Kulturlandschaften veröden, verbuschen und unansehnlich werden, lässt mich erschauern. Wissend, dass es für die Bergbauern ganz einfach nicht mehr möglich ist, alle Mähder zu pflegen und dafür Helfer zu bezahlen. Deshalb setzen wir von der Schule der Alm genau hier an.
Was wir bereits in der relativ kurzen Zeit unserer Tätigkeit wissen: sehr viele Menschen sind bereit, im Rahmen ihres Urlaubes in den Alpen aktiv mitzuhelfen, unsere uralten Kulturgüter zu erhalten. Und wenn’s nur zwei oder drei ihrer Urlaubstage sind, in denen sie bereit sind, mitzuhelfen: die Summe der Gäste, die etwas für die Erhaltung der alten Kulturlandschaften in den Bergen tun wollen steigt ständig.
4 Berliner, die wiederkommen
Ich möchte hier eine Erfahrung mit freiwilligen Helfern schildern, die heuer im Juni für 1 Woche im Valsertal weilten. Die Absolventen eines Grundkurses im vergangenen Jahr stellten sich zur Verfügung, Handlangerdienste bei der Vorbereitung verschiedener Almarbeiten zu leisten. Zusätzlich schleppten die vier Berliner Lesesteine aus einem Almboden, um diesen wieder herzustellen. Sie führten Tätigkeiten durch, die anstrengend und zeitraubend zugleich sind. Und waren ob ihres Engagements in Jubelstimmung. Sie kommen im nächsten Jahr – wie sie sagten – „ganz sicher wieder”.
Ein Vorbildprojekt für das Bergsteigerdorf St. Jodok, Vals und Schmirn
Was gibt es eigentlich Besseres als Gäste, denen unsere uralte Kulturlandschaft etwas Wert ist? Die mithelfen wollen, sie zu erhalten. Gäste, die auch wissen, wie hart und schweißtreibend Berglandwirtschaft ist.
Ich bin zutiefst überzeugt, dass wir es im Bergsteigerdorf St. Jodok, Vals und Schmirn schaffen, die Gäste in die Arbeit auf Bergmahd und Alm mit einzubinden. Sie teilhaben zu lassen an den jährlich wiederkehrenden Arbeiten in freier Natur. Vielleicht ist es sogar eine Art ‘Blaupause’ für andere Bergdörfer, aufgelassene Bergwiesen, Mähder und auch Heuhütten mit Hilfe von Besuchern und Gästen wieder zu ‘reaktivieren’. Dann könnte etwas entstehen, was den Tourismus der frühen Jahre geprägt hatte: Persönliche Bekanntschaften und Freundschaften zwischen Einheimischen und Gästen. Also etwas, was im modernen Tourismus völlig abhanden gekommen ist. Nach dem sich aber viele Gäste sehnen, nämlich den direkten Kontakt mit den Menschen, die hier leben.
Eine einmalige Gelegenheit für jene, die schnell sind…
Ja, noch etwas: aufgrund von 2 Stornierungen sind zwei Plätze im 3. Grundkurs der Schule der Alm vom 2. – 4. August 2018 frei geworden. Wer Teil dieser Bewegung zur Erhaltung unserer alten Kulturgüter werden will sollte sich so rasch wie möglich anmelden. Detaillierte Informationen gibt es hier: https://www.wipptal.at/de/schule-der-alm/grundkurs/
Für alle, die gerne einen Einblick in die Almtätigkeiten haben möchten und gleichzeitig die schöne Landschaft des Valsertals auf einer Wanderung kennen lernen möchten empfehlen wir die Teilnahme an einem Schnupperwochenende in der Schule der Alm. Termine gibt es ab 23.08.2018. Mehr Informationenen auf https://www.wipptal.at/schule-der-alm/schnupperwochenende/