Kiachl – ein beliebtes Traditionsgericht
Viele traditionelle Gerichte werden mittlerweile als besondere Köstlichkeiten geschätzt. Meist sind diese nur zu speziellen Anlässen zu ergattern, oder gehören zu Oma’s Spezialgerichten. Für mich zählen Kiachl – egal ob pikant oder süß – zu diesen Besonderheiten. Anfang Mai luden die Steinacher Landfrauen zum Kiachl- und Krapfenbacktag, und da ergriff ich die Gelegenheit die Zubereitung selbst zu erlernen.
Vom Alltäglichen zum Besonderen
Der Duft von gebackenen Kiachln und dampfendem Sauerkraut findet sich immer seltener in der modernen Küche. Unser Alltag hat sich stark verändert und schwere Gerichte sind leichteren gewichen. Der Alltag unserer Vorfahren in Tirol, und so auch im Wipptal, war von körperlichen Arbeiten geprägt und die Ernährung der Menschen dem angepasst. Zudem waren Zutaten wie Butter, Eier, Mehl und Milch in nahezu jedem Haushalt zu finden und daher auch die Basis für zahlreiche Rezepte der Region.
Die Steinacher Bäuerinnen / Landfrauen
Für die Mitglieder dieses besonderen Vereins steht die Gemeinschaft in der Region klar im Vordergrund. Die Landfrauen, ehemals benannt als die Steinacher Bäuerinnen, setzen sich für den Erhalt von Brauchtum und Tradition ein und geben ihr Wissen gerne weiter. So bieten sie regelmäßig Kurse an, versorgen bei diversen Festln die Besucher/-innen mit regionalen Köstlichkeiten und führen beispielsweise bei Prozessionen die Wipptaler Tracht aus.
Die Back- und Kochkurse der Vereinsfrauen erfreuen sich stets großer Beliebtheit, und ich habe mich sehr über einen der begehrten Plätze gefreut. Rund 20 Teilnehmer/-innen versammelten sich in geselliger Runde und lauschten gespannt den Tipps und Tricks.
Kiachl – Rezept
Zutatenliste für ca. 15 Stück:
• ½ kg Weizenmehl (evt. ½ glattes Mehl, ½ griffiges Mehl)
• ½ Würfel oder ½ Pkg. Germ (Hefe)
• 1 Prise Zucker
• ¼ – 3/8 Liter lauwarme Milch (Achtung auf die Temperatur = lauwarm)
• 2 Eigelb (gerne auch 1 ganzes Ei und ein Eigelb)
• 25 g zerlassene Butter
• 1 gestrichener Teelöffel Salz
• nach Belieben: 2cl etwas Rum*
• Öl zum Herausbacken
*Der Alkohol verhindert, dass die Kiachl das Fett aufsaugen
1) Das „Dampfl“ zubereiten: Die Milch erwärmen, die Butter schmelzen. Das Mehl in eine Schüssel geben, anschließend in einer kleinen Mulde die lauwarme Milch, die zerlassene Butter, den Germ und die Prise Zucker leicht vermischen, und für ca. 15 Minuten ruhen lassen. Tipp: die Temperatur der Milch beachten! Ist diese zu warm geht der Teig später nicht auf.
2) Dann die restlichen Zutaten in die Schüssel geben – als letztes vor dem „Schlagen“ das Salz beimengen.
3) Nun ist Muskelkraft gefragt! Mit einem Holzlöffel den Teig rund 5 – 10 Minuten kräftig „schlagen“ bis er sich vom Rand löst.
4) Den Teig etwas bemehlen, mit einem Küchentuch zudecken und rund 1 Stunde „gehen lassen“.
5) Ist der Teig ca. auf die doppelte Menge aufgegangen, die Hände gut bemehlen und mit Hilfe eines Esslöffels Teigportionen entnehmen. Diese zu Kugeln formen, wiederum mit einem Küchentuch abdecken und noch einmal 15 Minuten ruhen lassen.
6) In der Zwischenzeit das Öl im Topf auf Temperatur bringen.
7) Die Teigkugel in beide Hände nehmen und möglichst zu einer runden Form auseinander ziehen. Anschließend sanft ins Öl gleiten lassen und auf beiden Seiten heraus backen.
Nun sind die Kiachl fertig und können mit Sauerkraut, Preiselbeermarmelade oder schlicht mit Staubzucker genossen werden. Mahlzeit!
Bis zu meinem 6. Lebensjahr habe ich in Steinach am Brenner bei meiner Großmutter gewohnt. Ihre Kirchtagskrapfen waren ein Genuss und das Rezept eurer Krapfen hat mich an meine Kindheit erinnert. Lg Renate
Liebe Renate, vielen Dank für deinen Kommentar. Es freut uns sehr mit diesem Beitrag ein paar (hoffentlich) schöne Erinnerungen bei dir geweckt zu haben, beste Grüße aus dem Wipptal 👋🏻, Daniela