Naturbahnrodeln – rennmäßig “schlitteln”
Rodeln ist eigentlich ein Sport, den bereits Kinder ohne viel Vorkenntnis schnell beherrschen. Wenn man dann natürlich in den Profirennsport einsteigt, wie der Naviser Florian Glatzl, wird das Ganze schon komplizierter.
„Seit ich denken kann, bin ich gerne rodeln gegangen“, erzählt Florian. Gerade in seinem Heimatort Navis gibt es ja schöne Bahnen von der Naviser Hütte oder der Peeralm. Im Alter von sieben Jahren hat er auf die Rennrodel und die Natureisbahn gewechselt. Sein erstes Rennen fuhr er auf der Urbes Alm in Navis, wo 2000/2001 die FIL Jugendspiele stattgefunden haben.
Wohnort Navis ist guter Boden für Rodler
Dadurch, dass Navis eine der wenigen Gemeinden in Tirol war, wo es in seiner Kindheit eine vereiste Rodelbahn gegeben hat, war für Florian Glatzl mit Sicherheit der Wohnort ausschlaggebend für seine Rennrodelkarriere. So blieben ihm stundenlange Fahrten im Auto erspart, um überhaupt trainieren zu können. Florian wurde als Kind von Björn Kierspel, einem ebenfalls erfolgreichen Naturbahnrodler aus Navis, auf den Rennrodelsport aufmerksam gemacht. Mit ihm hat er auch seine ersten Versuche auf der Urbesalm gestartet. Seit dem ersten Eiskontakt war er von diesem Sport begeistert und fasziniert.
Lieblingsbahn Naviser Hütte
Florians Lieblingsbahn ist nach wie vor die Strecke wo alles begann, nämlich von der Naviser Hütte. Gerne geht er auch abseits der Rennen hier rodeln, um abzuschalten und die schöne Winterlandschaft zu genießen. Im Rennkalender kann er sich eigentlich auf keine weitere Lieblingsbahn festlegen, da alle so unterschiedlich sind und jede ihren eigenen Reiz hat. Gerne fährt Glatzl auf technisch schweren Bahnen, zum Beispiel in Umhausen im Ötztal. Auch die Bahn in Moskau, die sich mitten in der Stadt befindet, erstaunt ihn jedes Jahr aufs Neue aufgrund der extremen Steilhänge und Sprünge.
Schöne Erfolge, die motivieren
Eines der schönsten Erlebnisse und zugleich einer der größten Erfolge war Glatzls dritter Platz beim Weltcup in Kühtai 2019, was zugleich sein erster Podiumsplatz im Weltcup war. Diesen Erfolg hat er seinen Eltern gewidmet, vor allem seinem Vater, der ihn Jahr für Jahr unterstützt und dem er mit diesem Erfolg endlich ein kleines Stückchen zurückgeben konnte.
Abwechslungsreiches Trainingsprogramm
Florians Trainingsprogramm ist sehr vielseitig. Er hat aber herausgefunden, dass ihm das Bergsteigen und Klettern am meisten bringen. Das Krafttraining und Gewichte stemmen bleibt ihm trotzdem nicht erspart. „Im Sommer bin ich hauptsächlich in den Bergen anzutreffen, wo ich jedes Jahr 80 bis 100 Gipfel auf mein Konto buche“, erzählt Glatzl stolz. Am liebsten natürlich im Wipptal. Zwei bis dreimal im Jahr treibt ihn der Höhenrausch in die Schweiz um die Riesen der Alpen zu besteigen, wo er die höchsten schon abgeklappert hat.
Viel Eigenverantwortung
Das Material (Schienen, Werkzeug, Wachs,…) und das Sportgerät muss sich Glatzl selbst finanzieren. Einen Servicemann hat er leider nicht. Gerade im Naturbahnrodeln ist es schwierig, einen Servicemann zu bekommen, da dieser selbst ein ehemaliger Fahrer sein müsste um die verschiedenen Parameter in Punkto Material zu verstehen. Es sind viele Dinge wie z.B. Grathöhe, Gratdicke, Schärfe, Neigungswinkel des Grates und der Schiene, Härte der Rodel, usw. entscheidend. Deshalb müsste eigentlich jeder Sportler einen eigenen Servicemann haben und das ist finanziell nicht tragbar.
Ziele für die Zukunft
Große Ziele für die Zukunft sind für Glatzl weiterhin im Gesamtweltcup zu punkten und auf dem Podest zu landen. Die Frage, wie lange er noch rennmäßig rodeln möchte, kann er nicht genau beantworten. „Es ist immer eine Gratwanderung zwischen Arbeitgeber und Sponsoren. Stimmen diese zwei Faktoren nicht mehr zusammen, bringt der ganze Wille und die körperliche Fitness nichts. Es ist schon schwierig alles unter einen Hut zu bekommen“, erzählt er, „einerseits ist die Suche nach Sponsoren aufwändig und andererseits benötigt man den gesamten Urlaub für die Wettkämpfe. Irgendwann stellt sich dann die Frage: Warum tut man sich das eigentlich an?“ Es bleibt die Leidenschaft für das Naturbahnrodeln, die den 26-jährigen vorantreibt und weitermachen lässt. Wir wünschen ihm dafür alles Gute.
TIPP: Im Wipptal gibt es zahlreiche schöne Natur-Rodelbahnen, teilweise abends mit Beleuchtung. Auch ein Rodelverleih wird bei manchen Bahnen angeboten. Momentan herrschen überall perfekte Bedingungen. Weitere Informationen zu allen Rodelbahnen findet ihr hier: https://www.wipptal.at/wipptal-erleben/winter/rodeln/