Ranzensticken – traditionelles Kunsthandwerk
Im Jahr 1991 hat Josef Fidler seinen ersten Ranzen gestickt. Seither ist viel Zeit vergangen und Josef hat die Kunst des Ranzenstickens perfektioniert. Rund 100 bis 150 Stunden sitzt er an einem handgearbeiteten Unikat.
Der Ranzen als Bestandteil der Wipptaler Männertracht
Aber was ist ein Ranzen überhaupt? Der säuberlich bestickte Ranzengürtel ist neben der Lederhose, dem roten Gilet und dem grünen Latz Bestandteil der traditionellen Wipptaler Männertracht. Das Motiv, welches auf den Ranzen gestickt wird, kann hierbei zwischen Blättern, Ornamenten oder auch einem Adler variieren. Meist werden auch die Initialen des Trägers sowie die Jahreszahl der Fertigung eingestickt.
Altes Kunsthandwerk, das nicht mehr viele beherrschen
Beim Ranzensticken kommt es nicht nur auf eine ruhige Hand, sondern auch auf die verwendeten Materialen an. Josef verwendet für seine Ranzen Kuhhalsleder aus Pill, da dieses bei einem falsch gestochenen Loch wieder zuwächst. Beim Besticken kommt es auf die Wünsche des Trägers an. Entweder wird das Kuhhalsleder mit Federkielen vom Pfau oder mit Kunststofffäden bestickt. Der Unterschied hierbei liegt nicht nur im Aussehen sondern auch in der Verarbeitung. So ist ein Federkiel empfindlicher und nicht ganz so weiß wie sein Pendant aus Plastik. Ebenso gibt es Federkiele nur in der natürlichen Länge der Pfauenfeder. So braucht Josef für einen Ranzen ca. 150 Stück Federkiel.
Von Anfang bis Ende – die einzelnen Fertigungsschritte des Ranzens
Gestickt wird bei Josef immer von 5:00 Uhr bis 6:30 Uhr morgens. Hierfür hat er sich im Dachboden extra einen Raum eingerichtet. Zum Besticken spannt er das Leder in eine eigene Vorrichtung ein und arbeitet dann ohne Nadel. Um die Spitze der Federkiele oder des Kunststofffadens durch das Leder zu ziehen, nutzt Josef einen Vorstecher. Hiermit sticht er an der angezeichneten Stelle ein und steckt den Federkiel oder den Kunststofffaden durch das entstandene Loch.
Ist Josef mit dem Ergebnis zufrieden, ist der letzte Schritt für ihn die Fertigstellung der Rückseite des Ranzens. Die Enden der Federkiele oder der Kunststofffäden werden zwar schon während des Stickens eingearbeitet, werden zum Schluss aber noch mit einem zweiten Leder überdeckt. Dafür verwendet Josef Nappaleder, da es sich hierbei um ein sehr dünnes Leder handelt, das nicht aufträgt.
Viel Bedarf in der eigenen Familie
Da die vier Söhne und die Tochter der Familie Fidler alle begeisterte MusikerInnen sind, hatte Vater Josef viel zu tun um allen Söhnen einen passenden Ranzen zur Musiker-Tracht zu fertigen. Mittlerweile sind es bereits die Enkelkinder, die in die Fußstapfen ihrer Eltern treten und Bedarf an einem Ranzen für die Tracht der Musikkapelle haben.