Der Föhn im Wipptal
Der Kopf tut weh, die Kinder sind wieder mal nervig oder widerwillig und man fühlt sich niedergeschlagen. “Ach, kein Wunder, es bläst mal wieder der Föhn!” hört man die Leute sagen. Ob da was dran ist an der Sache? Wissenschaftlich jedenfalls konnte ich dazu nichts finden. Aber da fragt man sich dennoch, was ist denn überhaupt das Phänomen “Föhn”?
Eine Wanderung im Wipptal kann bei schönem Wetter von einem starken Wind begleitet sein, der in Tirol „Föhn“ genannt wird. Man erkennt eine Föhnwetterlage oft an einer imposanten Wolkenmauer, der sogenannten Föhnmauer, die sich hoch am Alpenhauptkamm bei Vals, Gries und Obernberg aufbaut und dort die Berge mit einer Wolkenkappe bedeckt.
Was ist der Föhn aus meteorologischer Sicht?
Der Föhn ist ein sehr starker, warmer, trockener Fallwind, der meist am Alpenhauptkamm und damit im Wipptal seinen Ausgang nimmt. Er wird auch Südföhn oder Alpenföhn genannt. Die Bezeichnung Föhn kommt vom Lateinischen „favonius“ und bedeutet lauer Westwind. Die Entstehung des Föhns wurde erstmals richtig vom österreichisch-ungarischen Meteorologen Julius Hann als „dynamisch-thermodynamische Theorie des Föhns“ 1855 dargelegt.
Die Föhnströmung entsteht bei großräumigen Wetterlagen mit einem Tiefdruckgebiet nördlich der Alpen und einem Hochdruckgebiet südlich. Beide unterschiedlichen Luftmassen streben nach einem Druckausgleich, wobei Luft mit hohem Luftdruck im Süden zum Bereich mit niedrigerem Luftdruck im Norden strömt.
Die Luft fließt
Während die Luft vom Hoch zum Tief strömt, wirken die Zentralalpen am Brenner als Barriere. Die durch das Mittelmeer im Süden feuchte Warmluft fließt dabei langsam in Richtung Norden, steigt dabei entlang der Lee-Seite des Alpenhauptkamms auf und kühlt dabei um 0,7 Grad je 100 m ab. Dabei kondensiert der Wasserdampf in den Wolken und es regnet an der Alpensüdseite. Es fällt dann der Niederschlag meist vom Brenner bis nach Bozen und Trient intensiv aus. Am Brenner selbst ist eine Mauer aus den hängengebliebenen Wolken, die Föhnmauer, zu sehen.
Der kalte Wind
Direkt am Brenner kommt die abgeregnete Luft kalt und trocken in der Höhe an. Es bildet sich ein Kaltluftdom, der die Luftmasse stabil hält. Je nach dem, wie hoch die kalte Luft aufsteigt, fließt sie nun auf der Luv-Seite über den Gebirgskamm oder durch die Einschnitte des Gebirges im Tal in Richtung Innsbruck. Während die Luft von den Brennerbergen auf 2.500 m in das Tal hinunter fällt, erwärmt sich die Luft wieder um 1 Grad pro 100 m. In Innsbruck angekommen ist die Luft angenehm warm und tritt in starken Böen mit Windspitzen bis zu 150 km/h auf. Die Föhnströmung, die über das Wipptal nach Innsbruck durchbricht, prallt auf der Gegenseite von Innsbruck an der Nordkette auf und fällt wieder zurück auf die Stadt. Im Jahr gibt es etwa 60 Föhntage, vor allem in den Monaten März/April sowie Oktober/November. Der Föhn weht am häufigsten in den frühen Nachmittagsstunden, in der Nacht erlischt der Föhn meist wieder.
Der warme Wind
Vor allem im Spät-Winter kann der warme Föhnwind den gesamten Schnee in den Tälern in wenigen Tagen schmelzen lassen. Daher kommt die Bauernregel „Was die Sonne in einem Monat nicht vermag, das macht der Föhn in drei Tag.” Hört der Föhn schließlich auf zu wehen, dann “schläft” er sprichwörtlich ein und es fallen anschließend auch nördlich des Alpenhauptkamms oft große Mengen an Niederschlag.
Tipp: Eine Wanderung zum Ausgangspunkt des Föhns am Seeblickweg | Allerleigruben-Hoher Lorenzen-Sandjoch-Obernbergersee