Der Obernberger See tritt über die Ufer

So hat man den Obernberger See noch selten gesehen. Anfang Juni bot er als einer der größten Seen der nordtiroler Zentralalpen einen kuriosen Anblick. Durch Schmelzwasser und reichliche Regenfälle gespeist, ist der Wasserspiegel stark gestiegen und ließ den See weit über die Ufer treten. Im glasklaren Wasser konnte man die Fische über Wiesen und zwischen Baumstämmen umher schwimmen sehen. Manch einer mag sich dabei an Mangroven erinnert haben. Zwischen der ungewöhnlichen Vegetation fanden die Fische gute Versteckmöglichkeiten und vor allem sehr viel Nahrung, denn auch die Kleintierfauna entwickelte sich prächtig. Das kalte Wasser war zudem mit viel Sauerstoff angereichert. Für die heimische Bachforelle und den Seesaibling ein absolutes Muss. Beide Arten sind besonders auf kaltes, sauerstoffreiches Wasser angewiesen. Der See beherbergt daneben auch Elritzen, die in größeren Schwärmen durch das Gewässer ziehen und auf dem Speiseplan von Forellen und Saiblingen ganz oben stehen. Für die Fische bedeuten diese Verhältnisse eine Erholungspause, bevor der bevorstehende Sommer erwartungsgemäß wieder für hohe Temperaturen sorgen wird. Im aufgeheizten Wasser wird der Sauerstoffgehalt denn zum Teil empfindlich sinken. Da der See im Sommer ein sehr beliebter Aufenthaltsort für Wanderer und Wassersportler ist, bleiben Störungen für die Unterwasserbewohner nicht aus. So sorgten die Verhältnisse des letzten Sommers mit hohen Temperaturen und vielen Besuchern bereits dafür, dass etliche Fische den Tod fanden. Der Innsbrucker Fischereiverband, in dessen Besitz sich der See befindet, appelliert deshalb in Kooperation mit der Schutzgebietsbetreuung, sich an auf Informationstafeln hingewiesene Verbote zu halten, um den Stress für die Tierwelt möglichst gering zu halten. Sollte der See doch ein Paradies für alle sein.
Text: K. Herzer
Bildmaterial: A. Radtke
Schutzgebietsbetreuung Stubaier Alpen-Wipptal

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Kategorie : Allgemein
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