Die Naviser Almenrunde
Diese Almenrunde ist auf jeden Fall einzigartig. Denn ich behaupte, nirgends in Tirol findet man eine so große Dichte an bewirtschaften Almen in einem Tal. Zudem sind die Almen über einen herrlichen Wanderweg und einen MTB-Weg miteinander verbunden. Ich besuche Familie Liener auf der Klammalm und erfahre dabei Einiges über die dortige Almwirtschaft.
Die Naviser Almenrunde ist unter Einheimischen und Gästen schon recht bekannt – wer sie noch nie gemacht hat, der hat auf alle Fälle was versäumt. Auf der gut 4-stündigen Rundwanderung im hintersten Navistal liegen die Peeralm, die Klammalm, die Poltnalm, die Stöcklalm und die Naviser Hütte. Dabei legt man auf der Wanderung ca. 800 Höhenmeter aufwärts und 800 Höhenmeter abwärts zurück. Jedenfalls sollte man sich bei der Almenrunde genügend Zeit nehmen für die Almeinkehr – die würde sich ja bei allen Almen lohnen, aber dafür bräuchte man dann wohl den ganzen Tag. Wer lieber fährt als wandert, kann sich im Ortszentrum von Navis ein E-Bike leihen und die Tour mit dem Bike machen – da ist man natürlich um Einiges schneller.
Zu Beginn: Fitnessmeile & Almschweine
Gemeinsam mit einer Freundin starte ich vom gebührenpflichtigen Parkplatz Schranzberg unser Almen-Abenteuer im wunderschönen Navistal. Vom Parkplatz geht es zuerst ohne große Steigung am Bach entlang über die „Aue“ in Richtung Peeralm. Dabei kommt man bei der „Fitnessmeile“ vorbei. An vielen verschiedene Stationen kann man sich aufwärmen und Fitnessübungen machen. Danach folgt der Aufstieg über einen Steig zur Peeralm, wo man am Gehege der Almschweine von Peer Karl vorbeikommt. Die Schweine genießen den Auslauf im Freien und fühlen sich augenscheinlich „sauwohl“.
Fitnessmeile
Ganz hinten: Die Klammalm
Nach einem Kaffee bei der Peeralm geht es auf einem Forstweg durch Wald, Wiesen und vorbei an Bächen in ca. einer Stunde bis zur Klammalm auf 1.980 m ganz hinten im Tal unterhalb des felsigen Lizumer Reckners. Dort treffen wir die Familie Geir vulgo Liener: Erika, ihren Sohn Rupert und dessen Neffe David. Sie bewirtschaften gemeinsam die Klammalm und berichten mir, dass diese Alm mit einer Fläche von 1.000 Hektar die größte aller Naviser Almen ist. Dort sind ca. 300 Rinder (Kühe und Jungtiere), 120 Schafe und 50 Pferde aus Navis und ganz Tirol über den Sommer zu Hause und genießen die ruhige Zeit auf der Weide.
Dazwischen: Kulinarische Highlights
„Seit nunmehr 23 Jahren sind wir hier auf der Alm und bewirten jeden Sommer unsere Gäste mit Almköstlichkeiten. Mittlerweile sind es fast mehr E-Biker als Wanderer, die zu uns kommen“, erzählt Erika. Ich frage den Sohn Rupert, ob die Alm denn der Familie Liener gehöre. „Nein, das gesamte Gebiet gehört dem Österreichischen Bundesheer. Einige Naviser Bauern haben die Alm gepachtet und ich und mein Neffe sind als Hirten angestellt und dürfen eben auch einen Ausschank machen. Meine Mutter hilft uns dabei. Das Gebiet rund um unsere Alm ist nämlich ein militärisches Übungsgebiet. Manchmal wird hier auch geschossen, aber da werden wir vorgewarnt. Früher war das öfter mal der Fall, heute kaum noch.“ Auf das Übungsgebiet weisen gelbe Schilder hin, die uns bereits beim Hinweg aufgefallen sind.
Erika erklärt, dass sie aus der Milch der Kühe Butter schlegelt und Graukäse macht. Diese guten Almprodukte findet man auch auf der kleinen, aber feinen Speisekarte der Alm. Wir entscheiden uns für eine Almjause und verkosten die Produkte sogleich – sehr empfehlenswert! Nach der gemütlichen Rast wandern wir weiter auf und ab über Almgebiet zur nächsten Alm, der Poltnalm auf 1.880 m. Von dort hat man einen atemberaubenden Blick hinaus ins Navistal. Wir entscheiden uns hier für ein schnelles Erfrischungsgetränk vom Brunnen, wo Bier, Radler und Limonaden gekühlt werden. „Wenn du nicht bist ein Frecher, wirf 3 Euro in den Becher“ steht bei der Kassa dabei. Eine gute Idee und sehr einladend, vor allem an heißen Tagen. Weiter geht es über die schön blühenden Almwiesen bis zur nächsten und für uns letzten Alm, der Stöcklalm (Achtung: Von der Poltnalm zur Stöcklalm gibt es nur einen Wandersteig, keinen MTB-Weg!).
Zum Schluss: Herrliche Ausblicke
Erneut besticht die Stöcklalm mit den gemütlichen Holzbänken durch die tolle Lage hoch über dem Navistal mit herrlichen Blicken auf die Bergwelt im Westen. Die Sonne hat sich bereits verabschiedet und auch wir gehen nun wieder talabwärts über den Forstweg, vorbei an der Naviser Hütte.
Ein etwas steilerer Steig kürzt den langen Güterweg durch den Wald ab und nach ca. einer Stunde erreichen wir schließlich wieder den Ausgangspunkt am Parkplatz. Das war ein gelungener Ausflug mit vielen tollen Eindrücken, aber wir sind uns einig: Das nächste Mal nehmen wir uns den ganzen Tag Zeit und lassen uns kulinarisch so richtig verwöhnen.
TIPP: Die Naviser Almenrunde kann man auch in die andere Richtung machen, je nach Belieben. Außerdem ist die Runde mit dem E-Bike ein Hit. Einen E-Bike Verleih gibt es am Dorfplatz in Navis. Reservierungen bei Walli Geir: +43 664 2427 455