Jetzt ist der Winter auch in Gschnitz vorbei – 50. Tribulaunrennen

So trafen sich am 11. Juni zum 50. Mal über 30 unerschütterliche Schibegeisterte zu einem Rennen auf einem Sommerschneefeld oberhalb der Tribulaunhütte (2064m). Dazu mussten sie zunächst 770hm zu Fuß überwinden und danach ihre Schier den Rennhang mit 25 Richtungstoren hinauftragen – immer begleitet von einem Hauch Alpiner Schiweltcup.

Manfred Pranger ist der erfolgreichste Schirennläufer den das Gschnitztal hervorgebracht hat. 8 Jahre nach seinem Slalom-WM Gold in Val d’Isere lässt er es sich nicht nehmen persönlich das Material der Teilnehmer vom Gasthaus Feuerstein am Ende des Gschnitztals mit dem Jeep auf die Tribulaunhütte zu bringen. Schließlich ist ja „sein“ Skiclub SC Gschnitz zusammen mit den Naturfreunden Innsbruck Veranstalter und sein Vater der Pächter der Tribulaunhütte. Gleich am Beginn der Hüttenwanderung um 7h00 ist mir klar – gegen einen voll austrainierten “Manni“ ist nach wie vor kein Kraut gewachsen, für mich sowieso nicht, bin ich doch mit meinen Tourenschiern der absolute Exot unter Stangenkünstlern, die zum Großteil mit Rennanzügen angerückt kamen. „Aber ich werde ein paar Kilo weniger die Piste raufschleppen müssen“ gratuliere ich mir selbst zu meiner Entscheidung.

 

Materialabgabe und -begutachtung
Materialabgabe und -begutachtung

 

Weg zur Hütte mit Gschnitzer Tribulaun
Weg zur Hütte mit Gschnitzer Tribulaun

Nach etwa 90 Minuten ist die Hütte erreicht, einige sind mit den Schiern am Rücken mit dem Bike hinauf – wenn schon denn schon. Mein Equipment liegt schon bereit. Nächster Schritt Startnummernvergabe, aber erst nach einem herzhaften Frühstück auf der Tribulaunhütte. Dort wird die besondere Atmosphäre dieses Rennens erstmals richtig spürbar, man beginnt zu fachsimpeln, sich gegenseitig anzufeuern oder auch ein wenig zu necken.

 

Tribulaunhütte

Jedenfalls ist man als „Neuling“ willkommen und die Organisation perfekt. Es wird Zeit, rechtzeitig an den Start etwa 200hm über der Hütte zu kommen – um 9h45 ziehe ich meine Schischuhe bei mittlerweile 20 Grad Plus auf einer grünen Almwiese an – das Wipptal ist eben anders. Am Start angekommen machen ich noch weitere 100hm, um zu ein paar Probeschwüngen zu kommen. Eigentlich hätte ich meine Tourenfelle mitnehmen können, die Bedingungen für eine Schitour wären perfekt – aber heute bin ich für das Rennen hier.

Die Rennstrecke
Die “Rennstrecke”
... und Start
… und Start

Dann geht es recht schnell, die Spannung steigt. 10h30 Start, von Jung bis „Älter“, z.T. mit Figl unterwegs stürzen sich die Teilnehmer in mehreren Kategorien die Piste hinunter – auch zwei Damen sind dabei. Was heißt eigentlich Piste – es ist ein sulziges Firnfeld. Das hält aber niemanden davon ab alles zu geben und Risiko zu nehmen – manche zu viel, es gibt ein paar Stürze und Torfehler aber keine Verletzungen. Ich für meinen Teil nehme Manni’s Tipp zu Herzen und die Schlüsselstellen „rund“, also nicht zu direkt. Wohl etwas zu rund, wie ich später an meiner Zeit gesehen habe …

Aber zunächst geht es zurück zur Hütte, wo die Analyse und Geselligkeit am Berg mindestens ebenso zelebriert werden wie das Rennen selbst. Und natürlich gibt es eine herzliche Siegerehrung mit einem kleinen Andenken für alle Wettstreiter. Ich bin ganz zufrieden, habe ich doch alle drei realistischen Ziele erreicht: Ich bin nicht ausgefallen, nicht Letzter geworden und Manni Pranger, zwei Nummern hinter mir gestartet, hat mich auf dem Kurs nicht überholt. Aber gewonnen hat er natürlich dennoch: 26 Komma irgendwas Sekunden – Wahnsinn – gelernt ist gelernt.

Danach auf der Hütte
Danach auf der Hütte

So klingt ein perfekter Tag bei Postkartenwetter aus und ich denke mir; was man im Wipptal an einem Tag so alles geboten bekommt. Eine eigene Kategorie für Tourenschifahrer wird den Veranstaltern nächstes Jahr sicherlich weiteren Zulauf bringen – macht sich doch das Wipptal mit seinem Seitentälern schon seit Jahren einen Namen als eines der vielseitigsten Schitourengebiete in den Ostalpen.

Und ich bin jedenfalls wieder dabei, wenn der Winter auch im Gschnitztal endgültig zu Grabe getragen wird – beim Tribulaunrennen 2018 – Ausgabe 51.

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Kategorie : Bergleben, Sport

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