Wipptaler Krippenkunst
Die Krippe gehört bei uns genauso zu Weihnachten, wie der Christbaum oder der Adventkranz. Meist wurde sie in mühevoller Handarbeit und unzähligen Arbeitsstunden in einem Krippenkurs selber gebaut. Nicht umsonst wird sie voller Stolz von Dezember bis Maria Lichtmesse am 02. Februar im Haus aufgestellt und präsentiert. Dabei werden zwei Arten von Krippen unterschieden. Zum einen die Tiroler Krippe, wo die Gebäude und Umgebung an einen Bauernhof in den Bergen erinnern. Und die orientalische Krippe, die Merkmale aus dem Nahen Osten, wie z.B. Palmen und Kamele, aufweist.
Eine besondere orientalische Krippe befindet sich im Wohnzimmer von Adi Messner in Gschnitz, die wir im letzten Winter bestaunen durften. Gemeinsam mit seiner Frau Hilde hat er im Jahr 1999 im Krippenbauverein in Telfs diese imposante orientalische Krippe gebaut. Von Oktober bis Dezember verbrachten sie jeden Samstag damit, an ihrem Kunstwerk zu arbeiten, damit sie bis Weihnachten fertig gestellt werden konnte.
Die Krippe bildet viele Szenen der biblischen Geschichte ab. Von der Verkündigung über die Herbergssuche bis zur Geburt Jesu und der anschließenden Flucht der Heiligen Familie. Man muss sich wirklich Zeit nehmen, um die gesamten Szenen richtig zu erfassen und die vielen Details zu erkennen. Dabei helfen natürlich die ausführlichen Erzählungen des Krippenbauers selbst.
Besondere Krippenfiguren, die man sich erst verdienen muss
Was die gesamte Darstellung besonders stimmig macht, sind neben den aufwendigen und sehr detailliert gestalteten Bauten, Bäumen und Höhlen auch die Krippenfiguren. Hergestellt wurden sie von Hilde Purzer aus Mehring Öd in Bayern. Für ein besonders authentisches Aussehen wird die Kleidung (bestehend aus leimgetränkten Stoffen) mit einer speziellen Silberdrahtkonstruktion drapiert. Nur Hände, Füße und der Kopf der Figuren werden geschnitzt. Jeder neue Krippenbesitzer kann anfangs die heilige Familie, zwei Hirten und zwei Schafe erwerben. Jedes Jahr gibt es dann ein bis max. zwei Figuren dazu, da die Krippenfiguren in akribischer Handarbeit gefertigt werden und die Auftragslage bei Hilde sehr gut ist, wie Adi berichtet.
„Ich war beim Bau der Krippe bereits 60 Jahre alt und wollte sie auch für mich haben und nicht nur für die Nachwelt.“, erzählt Adi. Und so musste er Hilde erst beweisen, dass er einen besonderen Bezug zur Krippe hat, denn viele würden sie nur zum „Protzen“ ausstellen. Nachdem sich Hilde auch von Adis biblischem Wissen überzeugen konnte, hat die Künstlerin eingewilligt ihm gleich mehrere Krippenfiguren anzufertigen und zu verkaufen.
Ein Tiroler Paar in Bethlehem
Wenn man ganz genau hinsieht ist auch ein Paar zu entdecken, dass nicht so ganz in diese Zeit zu passen scheint. Es sind Adi und seine Frau in Tiroler Tracht, die als Pilger der biblischen Szene beiwohnen. Sogar die Gesichtszüge der Figuren wurden nach ihren Vorbildern geschnitzt.
Im ganzen Haus sieht man, welche Bedeutung die Krippenkunst für Adi hat. Immer wieder entdeckt man Aufstellungen der Heiligen Familie, die er von Pilgerreisen (er war selbst zwei Mal in Bethlehem) mitgebracht hat. Im Keller hat er sogar ein eigenes Krippenzimmer eingerichtet, wo sich ein weiteres von ihm handgefertigtes Kunstwerk befindet – eine Tiroler Krippe.
Tipp: Im Advent gibt es im Wipptal auch immer eine Krippenausstellung und verschiedene Weihnachtsmärkte, wo Handwerkskunst bewundert und auch erworben werden kann. Am besten in unserem Veranstaltungskalender nachsehen.