Almkäse made in Obernberg
Es war ein klirrend kalter Februar-Morgen, als ich mich auf den Weg ins Almi`s Berghotel in Obernberg machte, um den dortigen Junior-Chef Thomas Almberger zu interviewen. Seit ein paar Jahren bewirtschaftet er in den Sommermonaten die Steiner Alm oberhalb des Obernberger Sees und produziert dort Almkäse.
Wer sie noch nicht kennt: Die urgemütliche Steiner Alm liegt auf einer Seehöhe von 1.737 m oberhalb des Obernberger Sees, umgeben von schönen Almwiesen und mit traumhaften Blicken auf das Tribulaunmassiv. Ich frage Thomas, wie es dazu kommt, dass so ein junger Mensch von sich aus eine Alm bewirtschaften will?
„Ich möchte selbst etwas aus unserer Milch machen“, erklärt Thomas „dabei möchte ich den Wertschöpfungskreislauf aufrechterhalten und ein herzhaftes Stück Natur produzieren. Das älteste Gebäude der Alm, die Käserei, gibt es seit 1890. Es wurde von meinem Opa übernommen und in den 90-er Jahren saniert, seit 2017 wird die heutige Alm von mir bewirtschaftet. In den letzten Jahren hat sich eine Kreislaufwirtschaft entwickelt. Die zehn Schweine auf meiner Alm werden mit den Molkereiabfällen der Käseherstellung gefüttert. Es kann gut sein, dass man unterwegs eines der friedlichen Schweine trifft. Sie haben zwar auf der Alm einen eigenen Bereich, unternehmen aber gerne hin und wieder einen kleinen Spaziergang rund um die Alm. Im Herbst werden die Schweine dann in St. Jodok geschlachtet und landen auf dem Speiseplan in unserem Hotel.“
Wie sieht so ein Arbeitstag bei dir aus?
„Um 6 Uhr in der Früh beginne ich mit dem Melken der Kühe und lasse sie anschließend auf die Weide. Dann starte ich mit der Käseproduktion, mache den Stall sauber und schaue auf einen Sprung zu den 60 Jungtieren. Ab der Mittagszeit kümmere ich mich um die Tagesgäste, die auf ihren Wanderungen bei mir vorbeikommen.“ Für Tagesgäste gibt es Kasknödel, Kasspatzln und Kaiserschmarrn. Auf der Tageskarte stehen aber auch eine Brettljause, eine Knödelsuppe und eine kleine Auswahl an Getränken. Die gute Seele der Alm ist der Berto, so erklärt mir der Thomas. Mit seinen 84 Jahren hat Berto insgesamt schon 20 Almsommer hinter sich, sieben davon auf der Steiner Alm, wo er sich um die Kühe kümmert.
Was ist dein größter Traum?
„Eines Tages möchte ich es schaffen, die kompletten 400 Liter Milch, die unsere Kühe täglich geben, auf meiner Alm selbst zu verarbeiten.“ Bei diesem Satz hat Thomas ein besonderes Funkeln in seinen Augen. Ich bin mir daher sicher, dass er sich seinen Traum eines Tages erfüllen wird. So viel Leidenschaft ist jedenfalls ansteckend. Ich kann es kaum erwarten, beim Almauftrieb Mitte Juni dabei zu sein. Jetzt würde mich nur noch interessieren, ob es auch etwas gibt, das ihn auf der Alm nervt. Die Antwort ist kurz und knackig: „Ja, das ´Kasgschirr´ putzen! Alles andere ist genau mein Ding!“
Ein Stück Steiner-Alm gibt es natürlich auch für Zuhause: Wir empfehlen den selbst hergestellten Bergkäse oder ein Stück Almkäse mitzunehmen. Alle Produkte, also auch die Almbutter oder den in vielen Kräutern eingelegten Kuhmilchfeta, gibt es auf der Alm oder im Almi`s Berghotel zu kaufen.
Tipp: Bei einer Wanderung zum Obernberger See sollte man auf alle Fälle die 30 min am Weg Nr. 93/93B weitergehen und dann eine Rast bei Thomas einplanen. Mit etwas Glück kann man ihm am frühen Morgen durch ein großes Fenster bei seiner Käseproduktion über die Schulter schauen. Die Steiner Alm hat von Mitte Juni bis Mitte September geöffnet.