Indian Summer in Tirol

Was für Nordamerika der Indian Summer ist, ist für Tirol das glühende Goldgelb der Lärchen. Diese Baumart findet sich zum einen an der Baumgrenze, zum anderen aber auch in der einzigartigen Kulturlandschaft der Lärchenwiesen.

Die goldgelbe Färbung der Lärchen charakterisieren den Herbst in Tirol (K. Herzer)

Einer der größten Lärchwiesenbestände Tirols

Vor allem im Obernbergtal liegt im Landschaftsschutzgebiet Nösslachjoch-Obernberg See-Tribulaune eine der größten Lärchenwiesenbestände Tirols. Um diese Landschaft mit ihrem parkähnlichen Charakter zu erhalten, wird von den Bauern mit großer Leidenschaft sehr viel Arbeit geleistet. Und das schon seit dem 15.Jahrhundert. Im Frühjahr werden die herabgefallenen Äste zu so genannten Raumhaufen zusammengetragen, die Mahd zwischen den Bäumen erfolgt meist mit der Hand. Immer wieder müssen aufkommende Fichten entfernt werden. Und das Ganze oft in beträchtlichen Steillagen. Lärchen benötigen für ihr Wachstum viel Licht, und zwischen den Bäumen entwickelt sich eine bunte Pflanzenvielfalt, weil auch auf den Boden sehr viel Licht dringen kann. Außerdem haben die feinen, herab gefallenen Lärchennadeln eine düngende Wirkung für die Bodenvegetation. Blumenfülle etwa mit Glockenblumen, Arnika, Feuerlilien, Knabenkraut und andere Orchideenarten zieht auch Tiervielfalt an. Schmetterlinge, Käfer, Hummeln, Ameisen ziehen wiederum das Interesse von Insektenfressern wie zahlreichen Vögeln auf sich. Der Grünspecht etwa zapft gerne Ameisenhaufen an. Auch Käuzchen, Baumpieper und Waldschnepfen leben hier. Außerdem gibt es viele verschiedene Fledermausarten. Das Mauswiesel, das kleinste Raubtier der Welt, frisst auch gerne Insekten, jagt hier aber vor allem Mäuse und ist Tag und Nacht auf Nahrungssuche.

Ein Wiesenhummel-Männchen sammelt Nektar (K. Herzer)
Lärchenwiesen bieten zahlreichen Schmetterlingsarten einen Lebensraum (K. Herzer)
Die Waldschnepfe führt ein heimliches Leben (M.Loner)
Sperlingskäuze sind die kleinsten Vertreter der europäischen Kleineulen (E. Mayr)
Das Mauswiesel ist das kleinste Raubtier der Erde. (F. Wierer)

Die Lärche in Tirol und Venedig

Die Lärche selber ist der einzige einheimische Nadelbaum, der im späten Herbst die Nadeln verliert. Das Klima seiner ursprünglichen Heimat – Sibirien- hat diese Maßnahme erforderlich gemacht, um die harten Winter unbeschadet zu überstehen. Da die Lärche eine dicke Rinde besitzt, ist sie gut gegen Steinschlag und schlechte Witterung geschützt und kann auch Extremstandorte besiedeln. Von den einheimischen Nadelgehölzen verfügt sie über das härteste Holz. Es ist reich an Harz und deswegen witterungsbeständig und widerstandsfähig gegen Wurmfraß. Es wird gerne für Stadl und deren Dächer verwendet. Auch die nach alter Tradition gefertigten Schrägezäune, die in der Gegend um Nösslach und im Valsertal noch häufig vorkommen, sind aus Lärchenholz gefertigt. Die guten Eigenschaften des Holzes wussten auch schon die Architekten Venedigs zu schätzen. Sie verwendeten es als Fundamente für die Lagunenstadt.
Die langsam wüchsigen Lärchen können viele Hundert Jahre alt werden. Sie tragen aber erst im Alter von 30 bis 60 Jahren Blüten.

Die weibliche Blüte einer Lärche (K. Herzer)

Text: Schutzgebietsbetreuung Stubaier Alpen-Wipptal
www.tiroler-schutzgebiete.at

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Kategorie : Natur