Zwei Tage lang Bergbauer sein

Viele Menschen träumen in der Nach-Corona-Zeit von einsamen Almen hoch über dem Tal. Von blühenden Bergwiesen und lindgrünen Lärchenwäldern. Von Ruhe und Erholung in den wundervollen Landschaften des Wipptales. Was kaum bekannt ist: ohne Pflege verschwinden diese einzigartigen Symbole bergbäuerlicher Kultur.

Gemeinsam mit der ‘Schule der Alm’ bietet das Wipptal allen Naturfreunden ab heuer eine ganz exklusive Möglichkeit eines Sommerurlaubes: Verbringen Sie im Rahmen eines Freiwilligenprojekts bei uns einen sinnstiftenden Urlaub und lassen Sie sich in die kleinen Geheimnisse von Almen und Bergmähder einführen. Helfen sie als ‘Bergbauer für zwei Tage‘ mit, ein kleines Paradies zu erhalten.

Bergwiese im Blumengewand
Man glaubt es kaum. Solche Bergwiesen sind von Menschen gemacht.  Bild: W. Kräutler

Sind hunderte Jahre bergbäuerlicher Arbeit für die Katz?

Uralte bäuerliche Kulturleistungen sind in ernsthafter Gefahr. Immer mehr Almen und vor allem die blumenübersähten Bergwiesen verschwinden unwiederbringlich. Das heißt: für immer. Wenn sie nämlich nicht gemäht oder beweidet werden, sind diese Symbole bergbäuerlicher Kultur innerhalb kurzer Zeit Geschichte. Deshalb haben sich Bergbauern im Frühjahr immer aufgemacht, um ihre Bergwiesen und Almen zu pflegen. Sie von Steinen zu befreien, von Ästen und allerlei einwachsenden Sträuchern und Bäumchen.

Fakt ist: Buschwerk und Fichten verdrängen dann die dutzenden Pflanzenfamilien, wovon einige gar auf der roten Liste aussterbender Arten stehen. Es sind aber genau solche  Bergkräuter, die unsere Bergweiden so wertvoll und unsere Bergwiesen und Almen zu einem ökologischen Paradies gemacht haben. Bergbauern schwören heute noch mit gutem Grund auf das Bergheu. Die darin enthaltenen Kräuter sind eine Art natürliche Medizin für die Tiere im Winter. 

Bergbauer mit einer Kuh
Tiere wie dieses Tiroler Graue Rind haben bei unseren Bergbauern selbstverständlich Namen. Sie werden im Krankheitsfall mit den ‘Medizinalkräutern’ der Bergwiesen behandelt, die im Heu enthalten sind. Bild: Marco Reimair für Almis Berghotel
schwenden
Schwenden bedeutet, einwachsenden kleine Sträucher und Fichten zu entfernen um die Almfläche weiter zu erhalten. Bild: Schule der Alm-Kräutler

Mit fremder Hilfe kann es gelingen

Im Bergsteigerdorf Gschnitztal und auch im Obernbergtal hat man die Zeichen der Zeit erkannt. Man will der drohenden Gefahr des Verlustes wertvoller Alm- und Bergwiesenflächen entschieden entgegen treten. Was die wenigen übrig gebliebenen ‚modernen‘ Bergbauern einfach nicht mehr alleine schaffen kann mit fremder Hilfe gelingen. Dann nämlich, wenn sich viele Menschen bereit erklären zwei Tage ihres Urlaubs zu opfern um kurzfristig Bergbauer zu sein.

Gschnitztal
Das Gschnitztal ist ein Juwel unter Tirols Traumtälern
Gschnitztal
Sommerfrische im Bergsteigerdorf Gschnitztal. Für alle, die Ruhe, Erholung und das echte Tirol suchen.
Obernberg Bergwiesen
Das Obernbergtal – die Bergwiesen dienten einst als wichtige Futterreserve für die Tiere während im Tal Getreide angebaut worden ist.

Schwenden im Gschnitztal und Obernbergtal: Ein Projekt der Schule der Alm

Das Ergebnis der Zusammenarbeit von Gschnitztaler und Obernberger Bauern mit der Schutzgebietsbetreuung Stubaier Alpen, dem  Tourismusverband Wipptal und der Schule der Alm ist ein Freiwilligenprojekt, das in der wunderbaren Landschaft der Täler stattfindet und die Erhaltung uralter Kulturlandschaft zum Ziel hat.

Freiwilligenprojekte Wipptal
Schutzgebietsbetreuer Klaus Auffinger erklärt, warum die Bergmähder so wichtig sind. Foto: Katrin Herzer
Freiwilligenprojekte Wipptal
Einsatzort im Gebiet rund um die Trunaalm im Bergsteigerdorf Gschnitztal – mit Arnika Blumen im Vordergrund

Zwei Tage lang Bergbauer sein

Der Einsatz beträgt zwei Tage, der insgesamt fünf Tage Urlaub – so kann man neben dem Einsatz auch noch die lokale Bergwelt bei Wanderungen erkunden. An einem Tag kann man zudem noch Helga auf ihrer Ziegenalm im Valsertal besuchen. Die Leitung haben die Biologen der Schutzgebietsbetreuung Stubaier Alpen. Fauna und Flora werden den Bergbauern auf Zeit genauso vorgestellt wie Blumen und Tiere – und das von absoluten Experten.

Die Arbeit selbst wird hierzulande ‚schwenden‘ genannt. Schwenden hieß einst ‘durch Rodung urbar machen’. Dabei werden kleine Fichten und Sträucher mit der Astschere oder der Säge aus den Wiesen entfernt. Anschließend wird dann ‚geraumt‘, also aufgeräumt, indem Äste und Sträucher zu sogenannten Raumhaufen oder Schwendhaufen zusammengetragen werden. Und bisweilen werden diese Haufen auch im nächsten Jahr angezündet und verbrannt. 

Freiwilligeneinsatz Trins
Latschen entfernen in den Trinser Mähdern, Foto: Kathrin Herzer
Freiwilligeneinsatz Wipptal
Die fertigen “Schwendhaufen” – stolze Leistung der freiwilligen HelferInnen
schwenden
Wenn nicht anders möglich wird das geschwendete Gehölz im nächsten Jahr an Ort und Stelle verbrannt.

Die Termine für einen authentischen Tirol-Urlaub

Lust gemacht auf diesen aktiv-alpinen Urlaub? Dann können Sie unter vier Terminen wählen, an denen im Gschnitztal und im Obernbergtal ‘geschwendet’ wird:

  • Gschnitztal 1: Freiwilligeneinsatz Mo, 14.06. – Di, 15.06.2021 (Aufenthalt: 13.06. – 18.06.2021)
  • Obernberg 1: Freiwilligeneinsatz Mo, 21.06. – Di, 22.06.2021 (Aufenthalt: 20.06. – 25.06.2021)
  • Gschnitztal 2: Freiwilligeneinsatz Mo, 16.08. – Di, 17.08.2021 (Aufenthalt: 15.08. – 20.08.2021)
  • Obernberg 2: Freiwilligeneinsatz Mo, 30.08. – Di, 31.08.2021 (Aufenthalt: 29.08. – 03.09.2021)
    SPECIAL – nur bei diesem Termin: Mit einer Übernachtung auf der Alm im Heu – bitte Schlafsack mitnehmen!

Natürlich haben wir detaillierte Informationen zusammengestellt. Die genaue Programmgestaltung, die Unterbringung, die genauen Einsatzzeiten und die Kosten für das Gesamtpaket (5 Tage Urlaub inkl. 2 Tage Einsatz) entnehmen Sie bitte unserer Website: https://www.wipptal.at/de/schule-der-alm/freiwilligenprojekte

Allerleibrunnen
Das Einsatzgebiet in Obernberg bei den sieben Quellen oder Allerleibrunnen, wie es auch genannt wird.
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